Ich bin in Meerbusch-Lank geboren und habe 
meine ersten 8 Jahre in Griechenland verbracht.
Als Kind griechischer Migranten wuchs ich bei meinen Großeltern auf. 
Diese wichtigen Lebensjahre habe ich in den traditionellen und 
abgelegenen Dörfern bei Katerini,am Fuße des Olympos verbracht. 
Diese Zeit ist noch sehr lebhaft in meiner Erinnerung. 
Ich sehe noch heute meinen pontischen Großvater, 
der sich an der Zisterne mit seinen Freunden traf, 
sich ein Ohr zuhielt-der Akustik wegen-und pontische Lieder sang. 
Seine Freunde unterstützten ihn kräftig. Meine Großmutter war taub, 
sie wußte nicht so recht,wie sie es finden sollte,denn sie hat nie in 
ihrem Leben Musik hören können.Aber sie tanzte. 
Meine pontischen Großeltern stammten aus der Region Sevastia, 
Kesaria ( heute: Kayseri ),aus dem Dorf "Entik Pounar", 
das an einem kleinen Fluß lag. 
Wenn mein Großvater pontisch sprach,hatte ich das Gefühl, 
er zitiert einen antiken Vers, ich fand, dass er sehr gebildet war. 
Als Kind bewunderte ich ihn sehr,denn er konnte drei Sprachen sprechen: 
Pontisch, Neugriechisch und Türkisch. In dieser Region gab es viele 
türkisch sprechende Pontos-Griechen. 
So erlebte ich auch die traditionellen Dorffeste, Kirchweihfeste und 
Familienfeste,die immer mit Musik und Tanz einher gingen. 
So wie es noch heute in Griechenland üblich ist,wurde auch ich als 
kleines Kind schon mit zum Tanz genommen.Der Gesang meines Großvaters 
hat in mir die Liebe zur Musik und zum Tanz geweckt. 
Er hat immer gesungen.Er war Korbflechter und seine Werkstatt duftete 
immer nach frischen Spänen,dazu die melodischen Klänge in der Sprache
der alten Griechen,das war mein Spielplatz. 
Ich bin glücklich,dass ich meine Kindheit in einer behüteten und von 
Traditionen geprägten Welt verbringen durfte.
Es gab noch die Großmutter väterlicherseits,die aus dem Bergdorf Ritini, 
am Pieria-Gebirge,auch aus der Nähe von Katerini stammte. 
Dort lebte ich überwiegend.Sie lehrte mich die Tänze der Region, 
der Einheimischen aus den Bergen Pierias. 
Sie tanzte auch sehr gerne.Und sie kochte hervorragend. 
Als Hausdame hat sie viele wohlhabende Familien in Katerini
mit ihren Kochkünsten verwöhnt. 
Ich war sehr glücklich mit meinen Großeltern. 
Im Alter von 8 Jahren wurde ich aus dieser 
schönen und warmen Umgebung herausgerissen. 
Es kam zur Familienzusammenführung, 
diese fand in Deutschland, in Duisburg,in Bruckhausen statt. 
Bruckhausen ist ein riesiges Stahl - Fabrik - Gebiet. 
Aus dem Dachfenster unserer Ein-Zimmer-Wohnung sah ich nur Kamine,
Feuer und Rauch. Schwarzer Himmel und Sirenengeheul. 
Die Eltern gingen arbeiten, ich ging zur Schule. 
Hier gab es erstmal einen großen Kulturschock und
der Tanz blieb zunächst ganz weit im Hintergrund, 
denn von nun an war erstmal alles,was an Griechenland 
erinnerte schmerzhaft. 
Nach einigen Jahren der Anpassung begann ich wieder zu tanzen. 
Meine Eltern nahmen mich und meine Schwester überallhin mit. 
So zog es sich fort, bis meine Großmutter 1999 verstarb. 
Dieses Ereignis bewog mich dazu, mich intensiver mit meinen 
Wurzeln auseinander zu setzen. 
So halfen mir der Tanz und die Musik geschichtliche Ereignisse 
und Zusammenhänge besser zu verstehen. 
So fand ich über den Tanz meine Wurzeln aus der Welt, 
die schon lange auch Heimat geworden war. 
Der Tod meiner Großmutter hat viele griechische Elemente in mir geweckt, 
die ich als Kind begrub, um nicht mehr zu leiden. 
Nun kam alles zum Vorschein. Es entlud sich so massiv, 
dass ich mich mit meinen Forschungen überschlug und nichts Anderes 
mehr zu tun vermag.Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung 
machen durfte. 
Ich tanze, weil ich mich so näher zu meinen Vorfahren fühle und somit 
die ganze Schönheit und Kraft dieser alten Kultur erlebe. 
Jeder Tanz, ja jeder Schritt bringt mir ein Bild aus meiner
Kindheit ins Gedächtnis. 
Jeder Ton in der Musik erinnert mich an den Gesang meines Großvaters. 
Derjenige, der die Hand vor sein linkes Ohr hielt. 
Als er einen Krückstock bekam, so etwa mit 75 Jahren, 
hat er sogar mit diesem getanzt.Auf drei Beinen sozusagen. 
Diese Kultur verbindet mich ganz stark mit meinem Griechenland 
und ich bin jedesmal sehr gerührt, wenn ich Menschen treffe, 
die diese Kultur ebenso lieben. Ich meine Menschen,die Nichtgriechen sind. 
Ich bewundere sie und habe eine große Hochachtung und großen 
Respekt vor ihnen. Ich schätze ihre Vorliebe und Zuneigung 
für die griechische Kultur sehr. 
Ich werde bei jedem Seminar auf das Neueste überrascht, 
wieviele Griechenland-Liebhaber es gibt. 
Ich freue mich, dass ich Euch kennen lernen durfte - 
und auch freue ich mich auf diejenigen, 
die ich noch kennen lernen werde. 


..ich tanze...                                                                           ..χορεύω...
..das,was meine Augen gesehen,                    ..ότι είδαν τα μάτια μου,  
..das,was mein Herz begriffen,                     ..ότι κατάλαβε η καρδιά μου,
..das,was meine Seele lieb gewonnen hat               ..ότι αγάπησε η ψυχή μου.

                                                                     Rena